ABUSING SYLVIA.

Wien, 2015

H. Bauer / J. R. Schabert

(Code Nukleus)

Abusing Sylvia Code 36Projectcell Patachronique

Die Simplizität des Algorithmus, seine beinahe obszöne Trivialität, ist Teil des strategischen Kerns der Arbeit:

Die Lyrik als prototypische Form beseelter Literatur, erzwingt schon aufgrund ihrer morphologischen Eigenschaften die Antizipation der substantiellen Bedeutung. Nicht nur in ihren als klassisch wahrgenommenen Formen - selbst in ihren hybriden, elaborierten Erscheinungsbildern (wie z.B. der konkreten Poesie) oder den simplen, satirischen oder volkstümlichen Gestalten - erwarten wir auf den tieferen Gehalt ausgerichtetes, sorgfältig gedachtes oder traditionell und sinnhaft konfiguriertes als bestimmendes Element der Textgattung.

 

Kaum lässt sich unmittelbarer demonstrieren, wie sehr animistische Prozesse und Sehnsüchte unsere kulturelle Rezeption determinieren, als durch die Autorenschaft eines so banalen Automaten.

Wie im Text von J. R. Schabert besprochen, wird hier nicht lediglich ein reales Gedichtfragment zerstört um Platz zu schaffen. Die Zerstörung trifft vor allem das rezeptive Idyll.

 

Der oben der Vollständigkeit halber abgebildete Kern-Algorithmus (hier beispielhaft formuliert) ist praktisch in jedem programmierbaren, zur Ausgabe von Texten geeignetem Environment realisierbar und auf annähernd beliebige, semantisch bestimmende Felder ausweitbar.

 

H. Bauer